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Medikamente der Hoffnung

15.07.2009
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Die Bilder aus Basra sind nur schwer zu ertragen. Aus-gemergelte, hoff-nungslose, tot-kranke Kinder warten in einem Krankenhaus auf Hilfe.

Die Bilder aus Basra sind nur schwer zu ertragen. Ausgemergelte, todkranke Kinder warten in einem Krankenhaus vergeblich auf Hilfe. In dem krisengeschüttelten Land fehlt es nach drei Kriegen an allem: Medikamenten, Ärzten, sauberem Trinkwasser, Nahrung. Das Equipment in den Kliniken ist alt, verrostet, nicht mal genug Betten sind vorhanden, wo die kleinen Patienten liegen können.

Internationale Hilfe ist aufgrund der schlechten Sicherheitslage bislang nur in Einzelfällen möglich, was zu einer weiteren Verschärfung der Situation für die Not leidende Bevölkerung führt.

„Aladins Wunderlampe“ – ein Verein aus Österreich unter Leitung von Dr. Eva-Maria Hobiger – versucht insbesondere die Leiden der krebskranken Kinder von Basra durch Medikamententransporte zu lindern – unterstützt von „Ein Herz für Kinder“.

Die Kinder – sie sterben ein stillen, qualvollen Tod, weil sie von der Politik missbraucht und von der Welt vergessen sind. Während viele kleine Krebs-Patienten in Europa gute Heilungschancen durch eine gezielte und wirksame Behandlung haben, sind die Kinder in Basra chancenlos und ohne irgendeine medizinische Versorgung dem unbarmherzigen Krebs ausgeliefert.

Eine einzige Ausnahme bietet die Krebsabteilung für Kinder im „Ibn Ghazwan Mutter-Kind-Spital“ unter Leitung von Dr. Jenan. „Aladins Wunderlampe“ unterstützt seit Jahren diese Abteilung mit Krebsmedikamenten, Schmerzmitteln und weiterem medizinischen Versorgungsmaterial. Der Erfolg: Die Sterblichkeitsrate der Kinder, die an Leukämie erkrankt sind, ist von 100 Prozent auf 40 Prozent gesunken.

Dr. Hobiger: „Durch die letzten, sehr schwierigen Jahre im Irak, konnten wir die Medikamentenversorgung dieser Kinder aufrechterhalten und dadurch viel Leid verhindern, es sind mittlerweile viele Hunderte Kinder, denen wir das Leben erhalten konnten.“

Ein Erfolg der glücklich macht, aber dennoch keine Platz zum Ausruhen lässt. Denn Dr. Hobiger warnt: „Die Kinder brauchen uns auch weiterhin, denn wenn wir dort nicht helfen, hilft niemand.“

Bei ihrer letzten Irak-Reise hat die engagierte Mediziner wieder erschüttert feststellen müssen, wie katastrophal nach wie vor die Situation in den Krankenhäusern ist.

In ihrem Reisebericht schreibt sie: „Ich möchte eine andere Krankenstation sehen und Jenan nimmt mich mit. Mir fällt auf, dass auf den Gängen und teilweise auch in den Zimmern die Deckenverkleidungen entfernt wurden. Ich frage Jenan nach dem Grund und ich bin entsetzt, als ich diesen erfahre: sie erzählt mir, dass da oben zwischen den Rohren und Leitungen tausende Ratten gehaust hätten! Auch viele Katzen hätte man dort gefunden. Die Fußböden des Krankenhauses sind mit Ungeziefer aller Art verseucht, Wanzen sind nicht selten. Die Wände der Krankenzimmer der anderen, angrenzenden Station, sind feucht, von Schimmel befallen. Der Zustand des Spitals ist noch viel schlimmer als zuvor. Die Zimmer in denen die schwerkranken Kinder liegen, sind verdunkelt, es gibt keine Klimaanlage. Ein trostloses Bild, das sich bietet, wenn man auch nur einen Blick in diese Zimmer wirft.“

Ihre ernüchternde Bilanz: „Der Irak ist ein zerstörtes Land, ein gescheitertes Land. Seine historischen und kulturellen Wurzeln wurden zerstört, die Umwelt ist zerstört, die banalsten Lebensgrundlagen sind zerstört, die Gesellschaft ist zerstört – und die Menschen sind psychisch zerstört. Wo beginnen? Wie beginnen? Wie kann hier ein Wiederaufbau in die Wege geleitet werden, ohne befürchten zu müssen, dass das in Angriff genommene Projekt kläglich scheitern muss aufgrund der gegebenen Rahmenbedingungen, weil die einfachsten Voraussetzungen fehlen? Noch nie wurde mir das Ausmaß der Zerstörung dieses Landes so bewusst wie während dieser letzten Reise. Einer der Ärzte beschrieb es treffend: „Es gibt kein Licht am Ende des Tunnels!“

Trotzdem kämpft Dr. Hobinger weiter für „ihre“ kranken Kinder von Basra. Denn sie weiß, dass die Medikamentenlieferungen inmitten des tiefsten Leids die einzige wirksame und gezielte Hilfe sind, die auch direkt bei den kleinen Patienten ankommen. Deshalb plant sie auch bereits wieder den nächsten Medikamententransport, der unzähligen kleinen Krebskindern nicht nur Hoffnung, sondern auch die Chance auf Leben schenkt.

Themen: Krebs Medizin