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TV-Star Jutta Speidel

Mein Herz für obdachlose Kinder

10.12.2012

Seit 15 Jahren setzt sich Schauspielerin Jutta Speidel mit ihrem Verein „Horizont e. V.“ für obdachlose Kinder und ihre Mütter ein.

Seit 15 Jahren setzt sich Schauspielerin Jutta Speidel (58, „Um Himmels Willen“) mit ihrem Verein „Horizont e. V.“ für obdachlose Kinder und ihre Mütter ein. In BILD erzählt sie, warum sie das tut. BILD: Frau Speidel, wie kam es zu Ihrem Engagement für obdachlose Kinder und Frauen? Jutta Speidel: „Es gab zwei Auslöser: Ich bin während eines Drehs zufällig in einer Münchner Pension gelandet, in der Obdachlose wohnten. Dort lebten Mütter und ihre Kinder in katastrophalen Zuständen. Zudem fiel mir auf, dass in Deutschland keiner über solche Fälle spricht. Dabei werden viele Kinder in die Obdachlosigkeit hineingeboren. Für mich war klar: Jetzt reicht‘s, ich helfe privat.“ BILD: Ist die Not heute noch immer so groß? Speidel: „Leider ja. Täglich rufen Mütter bei uns an, denen wir nicht helfen können – weil unser Haus voll belegt ist. Viele Frauen fliehen mit ihren Kindern vor Krieg und Armut. Vielen wurde Gewalt in der Familie angetan. Sie wohnen mal bei Verwandten oder Freunden. Die Hoffnungslosigkeit, in der sich die Frauen und Kinder befinden, ist enorm groß.“ BILD: Warum fällt es Frauen oft so schwer, ihren gewalttätigen Mann zu verlassen? Speidel: „Weil sie völlig gedemütigt sind. Sie haben kein Selbstwertgefühl und kein Zutrauen: weder in die Welt noch darin, dass es ihre Kinder mal besser haben könnten. Unsere Sozialpädagogen und Therapeuten erarbeiten sich das Vertrauen der Betroffenen, um so richtig helfen zu können.“ BILD: Viele Mütter sind stark traumatisiert … Speidel: „Wir haben schreckliche Schicksale hier: Eine Frau und ihre Kinder mussten mit-ansehen, wie ihr Mann gesteinigt wurde. Sie konnten aus dem Land fliehen und landeten nach einem langen Weg bei uns. Da ist so eine Trauer, so eine Fassungslosigkeit. Da ist Grundsätzliches zerstört.“ BILD: Wie hilft „Horizont“? Speidel: „Das ‚Horizont‘-Konzept ist ganzheitlich: Die Kinder bekommen nicht nur schulische Förderung. Wir unterstützen sie und ihre Mütter auch dahingehend, dass sie Vertrauen, Stärke, Mut, Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen entwickeln. Sie sollen das ‚Horizont‘-Haus mit einer großen Portion Zukunftsperspektive verlassen können und die gleichen Chancen haben wie andere Kinder. Natürlich ist das ein langer Weg: Bei uns bleiben die Mütter und ihre Kinder mindestens 18 Monate, viele auch länger.“ BILD: Sie helfen auch bei der Wohnungssuche? Speidel: „Oft ist das schwierig, in München ist die Wohnungsnot groß. Die Mieten sind sehr hoch, gerade Familien finden kaum eine passende Wohnung. Deshalb sind wir in der Planung für ein zweites, weiterführendes ‚Horizont‘-Haus. Es soll offen nach außen sein und besondere Betreuung für Kinder bieten. Auch Familien mit geringem Einkommen sollen dort wohnen. Wir möchten eine besondere Begegnungsstätte schaffen für Jung und Alt.“ 1997 gründete Jutta Speidel den Verein „Horizont e.V.“, in dessen Haus in München obdachlose Kinder und ihre Mütter Zuflucht finden. Bis zu 60 Kinder und 24 Mütter können dort wohnen, 27 Mitarbeiter kümmern sich rund um die Uhr um sie. Über 1400 Menschen hat „Horizont“ schon geholfen. Jutta Speidel sammelte für den Bau dieses 3,5-Millionen-Projekts unermüdlich Spenden. „Gewalt gegen Frauen und Kinder“ ist auch eines der großen Themen in der TV-Spendengala von „Ein Herz für Kinder“ mit Jörg Pilawa am 15. Dezember (20.15 Uhr, live im ZDF).
Themen: Kinderarmut Kinderschutz