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Berlin

„Wenn jeder einen Euro spenden würde..."

„Ich bin dankbar, dass ich helfen kann“: Friede Springer bei der „Ein Herz für Kinder“- Gala 2015 mit der krebskranken Felicia
Foto: Peter Müller
„Ich bin dankbar, dass ich helfen kann“: Friede Springer bei der „Ein Herz für Kinder“- Gala 2015 mit der krebskranken Felicia Foto: Peter Müller

Friede Springer über 40 Jahre „Ein Herz für Kinder“, ihre bewegendsten Momente und warum es so wichtig ist zu helfen

BILD: Frau Springer, „Ein Herz für Kinder“ wurde 1978 von Ihrem Mann Axel Springer mit dem Ziel gegründet, Kinder im Straßenverkehr besser zu schützen. Was hat sich seitdem verändert?

Friede Springer: „,Ein Herz für Kinder‘“ hat sich verändert, weil die Zeit sich verändert hat. Damals waren die Straßen und die Autos nicht sicher. Heute gibt es Zebrastreifen und Schullotsen und die Autos sind sicherer geworden. Deshalb hat sich der Schwerpunkt unserer Arbeit verändert. In Deutschland und auf der ganzen Welt gibt es noch so vieles zu tun. ,Ein Herz für Kinder‘ hilft heute weltweit, Armut zu bekämpfen, Leid zu lindern, Krankheiten zu heilen, den Tod abzuwenden.“

<strong>1978 gründete Verleger Axel Springer die Initiative „Ein Herz für Kinder“. Die Autoaufkleber sollten für mehr Rücksicht und Achtsamkeit im Straßenverkehr werben</strong><br>Foto: Unternehmensarchiv Axel Springer
1978 gründete Verleger Axel Springer die Initiative „Ein Herz für Kinder“. Die Autoaufkleber sollten für mehr Rücksicht und Achtsamkeit im Straßenverkehr werben Foto: Unternehmensarchiv Axel Springer

BILD: Mit mehr als 320 Millionen Euro konnte „Ein Herz für Kinder“ in den ­vergangenen 40 Jahren Kindern auf der ganzen Welt helfen. Was motiviert Sie, sich für „Ein Herz für Kinder“ zu engagieren?

Friede Springer: „Ich liebe Kinder und für Kinder da zu sein, macht mir so viel Freude. Ich habe leider keine eigenen – aber dafür 11 Patenkinder. Wenn ich mit Kindern zusammen bin, lacht mein Herz. Es bereitet mir Freude zu helfen und ich bin dankbar, dass es mir möglich ist. Kinder sind unsere Zukunft!“

<strong>Hilfe vor Ort: Friede Springer 2000 mit der damaligen Kanzlergattin Doris Schröder-Köpf in einer Kinderklinik in Tirana, Albanien</strong><br>Foto: Erwin Decker
Hilfe vor Ort: Friede Springer 2000 mit der damaligen Kanzlergattin Doris Schröder-Köpf in einer Kinderklinik in Tirana, Albanien Foto: Erwin Decker

BILD: Oft sind Sie persönlich in Krisenregionen ­gefahren, haben hilfs­bedürftige Kinder besucht. Welche Aktion hat Sie am meisten bewegt?

Friede Springer: „Besonders berührend war, als wir 1990 mit ,Ein Herz für Kinder‘, BILD und der ARD gemeinsam ,Ein Herz für Russland‘ ins Leben riefen. Der Winter 1990 war so hart, dass in Russland eine humanitäre Katastrophe drohte. Es gab in den Geschäften keine Lebensmittel mehr, Tausende hungerten. Und natürlich war es für die Schwächsten, die Kinder, besonders schlimm. Wir haben damals 50 Millionen Mark gesammelt, dafür Lebensmittel und Medikamente für Kinder gekauft und mit Lastwagen nach Moskau gebracht. Gemeinsam mit dem russischen Roten Kreuz haben wir in Waisenhäusern und Krankenhäusern die Lebensmittel, Medikamente und Spielzeuge verteilt. Das ist eine unvergessliche Zeit und die bewegendste Aktion, die ich für ,Ein Herz für Kinder‘ selbst begleitet habe.“

<strong>Friede Springer über die Initiative „Ein Herz für Russland“, die sie 1990 mit BILD und der ARD ins Leben rief: „Das war eine bewegende Aktion.“</strong>
Friede Springer über die Initiative „Ein Herz für Russland“, die sie 1990 mit BILD und der ARD ins Leben rief: „Das war eine bewegende Aktion.“

BILD: Gibt es ein konkretes Schicksal, das Ihnen besonders naheging?

Friede Springer: „Jedes Kinderschicksal ist bewegend, aber ich freue mich immer ganz besonders, Kinder zu erleben, die ihre Krankheit besiegt haben und gerettet wurden. Es ist so schön zu sehen, wenn Ihnen ein vormals von schwerer Krankheit gezeichnetes Kind strahlend entgegenläuft – mit unbekümmertem Kinderlachen – das ist das Schönste! Das berührt mich sehr.“

BILD: Die Anzahl der Hilfs-Anträge, die „Ein Herz für Kinder“ aus Deutschland erreichen, steigt stetig. Was würden Sie sich von der Politik hinsichtlich Kinderarmut wünschen?

Friede Springer: „Bildung! Wir müssen noch viel mehr Geld in Bildung investieren. Wenn ein Kind gut ausgebildet ist, die Schule besucht, eine gute Förderung bekommt, dann ist der Weg aus der Armut so viel leichter.“

BILD: Warum sollte bei der großen Spenden-Gala am Samstag am besten jeder wenigstens einen Euro für „Ein Herz für Kinder“ geben?

Friede Springer: „Weil es Freude macht zu helfen! Wenn jeder einen Euro spenden würde, könnten wir für die Kinder so viel mehr Gutes tun.“

BILD: Dann würde wohl auch das sensationelle Spendenergebnis von 17 578 426 Millionen im letzten Jahr übertroffen werden…

Friede Springer: „Ach, das ist doch gar nicht so wichtig! Ich schiele nicht auf einen besonders hohen Betrag, und man muss auch nicht jedes Jahr einen Rekord brechen. Dass die Menschen überhaupt helfen, das ist wichtig, dafür bin ich dankbar. Ich danke wirklich jedem Einzelnen, der spendet. Und ich verspreche, dass wirklich jeder Cent direkt bei den Kindern ankommt.“

BILD: Jedes Jahr verleiht „Ein Herz für Kinder“ den Ehrenpreis an eine nicht-prominente Person für ihr Engagement in der Kinderhilfe. Wer hat Ihnen da besonders imponiert?

Friede Springer: „Da kann ich keinen Namen nennen, jeder, der diesen Preis bekommt, hat ihn verdient! Jeder, der ehrenamtlich arbeitet, der jeden Tag Gutes tut und anderen hilft, oft ohne ein ‚Dankeschön’, hat Anerkennung verdient! Unsere Gesellschaft sollte Ehrenämter viel häufiger würdigen!“

BILD: Was wünschen Sie „Ein Herz für Kinder“ für die nächsten 40 Jahre? Und: Was wünschen Sie sich für die Kinder dieser Welt?

Friede Springer: „Ich wünsche mir, dass solche Hilfsaktionen eines Tages nicht mehr nötig sind. Dass alle Kinder ohne Leid, Hunger, Krieg und Katastrophen aufwachsen können.“