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Studie

Fast 100 Mio. Kinder weltweit ohne Grundschulabschluss

09.04.2015

15 Jahre nach Beginn des Unesco-Programms „Bildung für alle” haben fast 100 Millionen Kinder kaum Zugang zu Bildung.

Weltweit knapp 100 Millionen Kinder, die meisten in ärmeren oder krisengeschüttelten Ländern, haben auch 15 Jahre nach Beginn des Unesco-Programms „Bildung für alle” nicht einmal Chancen auf einen Grundschulabschluss.

Betroffen von dieser Bildungsmisere sei in den Problemländern jedes sechste Kind, heißt es in einem Bericht der UN-Organisation für Bildung, Wissenschaft und Kultur.

Nur in etwa der Hälfte der Länder weltweit gebe es überhaupt flächendeckende Grundschulangebote für alle Kinder. Demnach habe nur ein Drittel der Länder die im Jahr 2000 in Dakar (Senegal) beschlossenen Ziele einer messbaren „Bildung für alle” erreicht, teilte die Unesco mit. Nach Berechnungen sind zusätzlich gut 20 Milliarden Euro jährlich notwendig, um neue Bildungsziele bis 2030 zu erreichen.

Dennoch habe die Welt Fortschritte gemacht, erklärte Unesco-Chefin Irina Bokowa. So seien Millionen Kinder mehr in der Schule als die Trends der 1990er Jahre annehmen ließen. Aber immer noch 58 Millionen Kinder gingen nach weltweiten Zahlen von 2012 gar nicht zur Schule. Und trotz mancher Fortschritte könnten in 32 Ländern, vor allem im Süden des afrikanischen Kontinents, absehbar mindestens 20 Prozent der Kinder die Schule nicht abschließen – betroffen sind vor allem Mädchen aus armen Familien.

Mit speziellen Strategien sollten die Ärmsten und vor allem Mädchen gefördert werden, um die Analphabeten-Zahl zu verringern. Zwar sei das Analphabetentum weltweit leicht zurückgegangen – von 18 Prozent im Jahr 2000 auf geschätzte 14 Prozent 2015. Doch damit wurde laut Unesco-Bildungsbericht das vor 15 Jahren ausgegebene Ziel verfehlt, die Quote der Analphabeten um die Hälfte zu senken. „Es gibt ungefähr 781 Millionen erwachsene Analphabeten”, heißt es weiter – davon seien etwa zwei Drittel weiblich.

Die Bildungsexpertin der Hilfsorganisation Oxfam, Sandra Dworack, sagte zu dem Bericht: „Das Risiko, die Grundschule nicht beenden zu können, ist für Kinder aus sehr armen Familien heute fünfmal höher als für solche aus sehr reichen. Auch auf weiterführenden Schulen und Universitäten sind die Chancen extrem ungleich verteilt – besonders arme, auf dem Land lebende Mädchen und Frauen werden ausgeschlossen.”

Regierungen und Gebergemeinschaft täten „nicht genug, um den schwächsten Gruppen gute öffentliche und gebührenfreie Bildung zugänglich zu machen”. Es sei „ein Skandal, dass die reichen Länder seit 2010 ihre Hilfe für Bildung in armen Ländern um 10 Prozent oder 1,3 Milliarden US-Dollar gekürzt haben”.