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Mit 400 000 im Flüchtlingslager Dadaab in Kenia

Der kleine Abdinur (1) kämpft um sein Leben

Weit aufgerissene Kinderaugen, Unruhe im Blick. Abdinur (1) ist abgemagert bis auf die Knochen, kämpft ums Überleben.

Flüchtlingscamp Dadaab (Kenia) – Weit aufgerissene Kinderaugen, Unruhe im Blick. Der kleine Abdinur Bare (1) ist abgemagert bis auf die Knochen, kämpft im größten Flüchtlingscamp der Welt ums Überleben.

Am Horn von Afrika herrscht die schlimmste Dürre seit 60 Jahren. Zehn Millionen Menschen sind nach UN-Angaben betroffen, zwei Millionen von ihnen sind Kinder.

Auch die fast 400 000 Flüchtlinge im Lager Dadaab in Kenia leiden unter Trockenheit und Hunger. Das Camp ist hoffnungslos überfüllt. Ausgelegt war es ursprünglich für 90 000 Flüchtlinge aus Somalia. Aber täglich kommen neue Hilfesuchende an.

Sie berichten von grauenhaften Szenen, die sie auf ihrer oft wochenlangen Flucht vor dem Hungertod erlebt haben, erzählen von toten und bewusstlosen Kindern am Wegesrand.

Der Bauer Abdi Aden verlor seinen acht Jahre alten Sohn auf dem langen Marsch auf der Flucht vor der Dürre. „Er versuchte zu weinen, bevor er starb, aber er konnte nicht. Er war so schwach. Er ist friedlich verhungert”, sagt der Vater. „Ich habe ihn eigenhändig in einer flachen Grube begraben, damit ihn nicht die Hyänen fressen.”

Helfer gehen davon aus, dass die schwächsten Kinder es selbst dann nicht bis zu einer der Pflegestationen schaffen, wenn sie lebend im Camp ankommen. „Das Lager ist einfach zu groß“, berichtet Antoine Froidevaux von der Hilfsorganisation „Ärzte ohne Grenzen“ der britischen Zeitung „The Sun“.

Der kleine Abdinur hat es bis zur Krankenstation geschafft. Neben seinem Bett sitzt seine Großmutter Hawa (40), beobachtet, wie ihr Enkel alle drei Stunden mit Milch gefüttert wird. Sieht, wie Abdinurs Augen schwach leuchten, wenn er Nahrung bekommt.

Es besteht Hoffnung für den ausgemergelten Körper des Jungen. „Wir haben hier seit zwölf Tagen kein Kind mehr verloren“, sagt Arzt Froidevaux.

Aber die Lage im Camp verschärft sich zusehends: „Im Juni haben wir dreimal so viele Kinder in unser Ernährungsprogramm aufnehmen müssen wie im Jahr zuvor”, berichtet der Vorstandsvorsitzende der deutschen Sektion von „Ärzte ohne Grenzen“, Tankred Stöbe.

Deutschland hilft!

Bundeskanzlerin Angela Merkel traf während ihrer Afrika-Reise Kenias Staatspräsident Mwai Kibaki in Nairobi. Nach dem Treffen versprach sie eine Million Euro Sofort-Hilfe, um die Hungersnot zu lindern: „Wir wollen zeigen, dass wir die Menschen in dem Flüchtlingslager unterstützen“, sagte sie. Und: „Wir müssen Vorsorge treffen, um solche Naturereignisse besser zu überwinden.“

Es ist ein Anfang: Nach Einschätzung des UN-Welternährungsprogramms (WFP) sind rund 360 Millionen Euro bis Ende des Jahres nötig, um eine erste Linderung der Hungerkatastrophe zu erreichen.

Themen: humanitäre Hilfe Naturkatastrophe