Mit rund 400 Freiwilligen aus aller Welt fährt die African Mercy an die Küsten Afrikas und hilft den Ärmsten dieser Welt
Als Somaya zur Welt kam und ihr Papa die Spalte in ihrer Oberlippe sah, ging er. Einfach so. Er verließ seine Tochter und ihre Mutter. Vielleicht wäre er geblieben, wenn er gewusst hätte, dass die Missbildung seiner Tochter entgegen seinem Aberglauben kein Fluch ist.
Und dass es Hilfe für Somaya gibt: auf dem größten zivilen Krankenhausschiff der Welt.

Somaya ist eine von Tausenden Patienten, die bereits auf der „Africa Mercy“ behandelt wurden – einem Schiff, das auf den ersten Blick aussieht wie ein Kreuzfahrtdampfer.
Im Inneren aber geht es nicht um Urlaub und Entertainment, sondern darum, Leben zu retten: Statt Theater-Bühnen und Luxus-Suiten gibt es OP-Säle und Krankenzimmer. Statt Touristen wuseln 400 Helfer über die acht Decks. Viele von ihnen sind aus Deutschland, opfern ihren Urlaub, um ohne Bezahlung auf dem Schiff zu arbeiten.

Die BILD-Hilfsorganisation „Ein Herz für Kinder“ unterstützt die international tätige Hilfsorganisation Mercy Ships seit einigen Jahren und hilft so, die kostenlose Behandlungen der Patienten zu ermöglichen.
Die Arbeit auf dem Schiff ist voller unvorhersehbaren Situationen und unvorstellbaren Nöten. Doch für einige der Freiwilligen ist das Glücksgefühl und die Dankbarkeit helfen zu können so stark – dass sie bleiben: Silke Kessing (40) aus Hamburg zum Beispiel. Die Fachkraft für Anästhesie- und Intensivpflege ist seit drei Jahren an Bord.
„Einer der schönsten Momente war, als ein Patient mit deformierten Beinen nach der OP die ersten Schritte seines Lebens lief. Seine Freude war unbeschreiblich.“ Kessing weiter: „Aber es gibt auch herzzerreißende Fälle. „Einmal kämpften wir Stunden um das Leben einer kleinen Patientin – und verloren sie.“

Dies war allerdings ein Einzelfall. Einem Großteil der Patienten kann geholfen werden – wie Somaya. Alles, was von ihrer Kiefer-Gaumen-Spalte noch zu sehen ist, ist eine kleine Narbe, die irgendwann ganz verschwinden wird. Im Gegensatz zu der Narbe in ihrer Seele: Denn ihr Papa ist und bleibt verschwunden.
