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Nach dem Tod der Eltern sollten die 5 Kinder ins Heim

„Ein Herz für Kinder“ rettet fünf Waisen

19.12.2008

Nach dem Tod der Eltern sollten die 5 Kinder ins Heim. „Ein Herz für Kinder“ stand den Kindern und deren Großeltern zur Seite.

Dies ist eine Geschichte von Familie und Liebe, von Krankheit und Tod. Von Zusammenhalt und Hoffnung. Es ist die Geschichte von Bärbel (65) und Werner (69), die ihre Tochter zu Grabe tragen mussten und ihren Schwiegersohn. Die von einem Tag auf den anderen Eltern sein mussten für ihre fünf Enkelkinder.

„Ohne die Unterstützung von ‚Ein Herz für Kinder‘“, sagt Großmutter Bärbel, „hätten wir das alles nicht geschafft. Von Behördenseite hat man uns ja nur Steine in den Weg gelegt.“

Rückblick: Vor 6 Jahren stirbt der Schwiegersohn Peter († 40) und dann die Tochter Susi († 41). Darmkrebs, alle beide. Zurück bleiben fünf Waisen: Susi (2), Anthony (4), Tom (9), Jennifer (15), Jaqueline (17).

Großmutter Bärbel hatte keine Zeit zu trauern. Sie machte sich keine Gedanken darüber, wie sie all das bewältigen soll. Nicht an dem Abend, an dem sie erfuhr, dass ihre Tochter sterben würde und auch nicht in den Wochen nach ihrem Tod.

Bärbel dachte nicht, sie handelte.

Susis Windeln wickeln, Toms Schultasche packen, Anthonys Bagger reparieren, die Beerdigung organisieren, die Wohnung ihrer Tochter ausräumen, Wäsche waschen, fünf hungrige Mäuler stopfen, die Kleinen in den Schlaf wiegen. Und immer, immer wieder Tränen trocknen, ohne selbst die Fassung zu verlieren.

Bei alledem war ihr eines völlig klar: Sie wollte ihre fünf Enkel bei sich behalten. Das Jugendamt aber hatte andere Pläne.

„Die wollten meine fünf ins Heim geben, oder zu Pflegefamilien. Auseinanderreißen, zu wildfremden Menschen stecken.“ Bärbel gibt ihren Job als Filialleiterin eines Supermarktes auf und schafft es so, das Sorgerecht für ihre Enkel zu bekommen.

Doch jetzt fehlten ihr 1500 Euro Einkommen. Ihr Mann, früher Fliesenleger, war schon im Ruhestand. Die drei Jüngsten bekamen zwar Vollwaisenrente (300 Euro), aber weitere Hilfe – wie sie jeder Pflegefamilie zustehen würde – bekamen die Großeltern nicht.

Die verzweifelten Großeltern wenden sich an „Ein Herz für Kinder“ – und werden endlich unterstützt.

Die BILD-Hilfsorganisation stattet die Kinderzimmer aus, die Bärbel im ausgebauten Keller einrichtet, legt für die Kinder Wertpapiere für ihre Ausbildung an.

„Ein Herz für Kinder“, sagt die Großmutter, „hat uns den Boden gegeben, auf dem wir langsam wieder gelernt haben zu gehen.“

Heute hat sich die Familie zurück ins Leben gekämpft. Jaqueline (24) macht eine Ausbildung zur Industriekauffrau, Jennifer (22) ist Friseurin – und mittlerweile selber Mama. Im Juli kam ihre Tochter Lia Allegra zur Welt.

Nesthäkchen Susi (8, heißt wie ihre verstorbene Mutter) geht in die dritte Klasse, ihr Bruder Tom (15) macht bald seinen Realschulabschluss.

Anthony (10) möchte mal Geschichten-Erzähler werden. Doch seine Zukunft ist ungewiss. Bei einer Blinddarmoperation wurden in seinem Darm Krebszellen entdeckt. Zum Glück früh genug, um sie bekämpfen zu können, der Junge muss jetzt alle sechs Monate zur Kontrolluntersuchung.

Seine Großmutter nimmt ihn in den Arm, sagt: „Wir haben so viel zusammen durchgestanden. Jetzt schaffen wir das auch noch.“

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