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Deutsche Klinik-Chefin hilft den Opfern der Todesseuche in Liberia

Ein Zuhause für die Ebola-Waisen

30.10.2015

Die deutsche Klinik-Chefin Margret Gieraths-Nimene hilft den Opfern der Todesseuche in Liberia. Aber: Die Kinder will keiner adoptieren.

Wenn Erwachsene Angst vor Kindern haben, weil sie nicht tot sind, sondern leben wollen, dann gibt es dafür nur eine Erklärung: Ebola! Sie gehören zu den Ebola-Opfern in Westafrika, obwohl sie nicht infiziert sind. Kinder, die ihre Eltern durch die Todesseuche verloren haben – und jetzt stigmatisiert sind.

Niemand will sie haben, niemand will ihnen nahekommen.

Baufortschritt: Die Grundmauern für die neue Haus stehen bereits (Foto: Privat)
Baufortschritt: Die Grundmauern für die neue Haus stehen bereits (Foto: Privat)

„Es ist ein Tragödie, die ich nicht mit ansehen kann“, sagt Margret Gieraths-Nimene (63). Seit 1983 lebt die Deutsche in Liberias Hauptstadt Monrovia. Mit ihrem Mann († 1998) ist sie damals in dessen Heimat gezogen. Sie eröffneten die Gerlib-Klinik (Germany/Liberia). Bereits damals war damit die Idee verbunden, Hilfe zur Selbsthilfe zu initiieren, insbesondere im Gesundheitswesen der liberianischen Gesellschaft. Auch während des 14-jährigen Bürgerkrieges von 1989 bis 2003 wurde der Betrieb der Klinik aufrechterhalten.

In der Klinik werden vor allem Schwangere und Kinder behandelt – rund 70 Patienten pro Tag.

Wer Geld hat, zahlt ein bisschen für die Behandlung. Wer nichts hat, zahlt nichts. Was fehlt, finanziert die Klinik über Spenden. In 2010 wurde das neue Gebäude der Klinik in Paynesville, einem Vorort Monrovias bezogen. Sie besteht aus einer ambulanten und stationären Abteilung mit 18 Betten. Es gibt eine Entbindungs- und Diagnostikabteilung  sowie einen Operationsraum. Auch werden präventiver Service mit HIV/Aids-Tests, Beratung und Behandlungsangebote, pre- und postnatale Betreuung, Mutter-Kind-Pflege, Outreach-Programme und Aufklärungs- und Vorsorgeprogramme über Ebola geboten. [pageblock type=“gallery“][/pageblock] Mit der Ebola-Epidemie änderte sich alles. Margret Gieraths-Nimene musste die Klinik im August schließen, ein Pfleger hatte sich selbst mit Ebola infiziert: „Ich habe ihn bis zum Tod gepflegt.“

Die Deutsche, die einst ihr Medizinstudium für ihren Mann abbrach, hatte nie Angst. Nicht vor dem Bürgerkrieg in dem bitterarmen Land, nicht vor Cholera – und auch nicht vor Ebola. „Die Menschen hier brauchen mich jetzt umso mehr, sie brauchen unsere Hilfe.“

Die Gerlib-Klinik hat nach sechs Wochen wieder aufgemacht. Langsam, ganz langsam gibt es Hoffnung, dass Ebola (bisher 6000 Tote) bald besiegt sein könnte.

Kinder, die ihre Eltern durch die Todesseuche verloren haben sind jetzt stigmatisiert (Foto: Privat)
Kinder, die ihre Eltern durch die Todesseuche verloren haben sind jetzt stigmatisiert (Foto: Privat)
Aber das Elend der Ebola-Waisen bleibt: „Am schlimmsten trifft es, wie immer, die Kinder“, sagt Margret Gieraths-Nimene. Deshalb baut sie jetzt mit Hilfe von „Ein Herz für Kinder“ ein Waisenhaus für sie. „Kleine Jungen und Mädchen – es sind Hunderte, die nicht wissen, was sie essen und wo sie schlafen sollen. Bei uns sollen sie ein Zuhause finden.“
Auf dem Gelände der Klinik soll ein HEim für Ebola-Waisen gebaut werden (Foto: Privat)
Auf dem Gelände der Klinik soll ein HEim für Ebola-Waisen gebaut werden (Foto: Privat)
25 Kinder von 1 bis 14 Jahren sollen  ein neues Zuhause finden. Das ebenerdige Gebäude soll über sechs Schlafräume, ein Studien- und Leseraum, Spiel- und Fernsehraum sowie einem Büro und Eingangsbereich bestehen. Die Betreuer schlafen gemeinsam mit den Kindern im Zimmer, da diese sehr verängstigt sind und Geborgenheit benötigen.
Themen: Gesundheit Medizin