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Dürre-Katastrophe am Horn von Afrika

Jedes zweite Flüchtlings-Kind stirbt

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Tausende Menschen erreichen jeden Tag die überfüllten Flüchtlingslager– jedes zweite Kind stirbt auf der Flucht.

Mogadischu (Somalia) – Sie fliehen, um nicht zu verhungern. Tausende Menschen erreichen jeden Tag die überfüllten Flüchtlingslager am Horn von Afrika – es ist ein Todesmarsch… Erschöpfung, Durst, Hunger – jedes zweite Kind stirbt auf der Flucht! Faduma Sakow Abdullahi (29) hat sich mit ihren fünf Kindern auf den Weg von Somalia in ein rettendes Flüchtlingslager in Kenia gemacht. Ihre Tochter (4) und ihr Sohn (5) überlebten die Reise nicht. Nur einen Tag vom Ziel entfernt starben sie an Erschöpfung. Sie musste ihre toten Kinder unbegraben unter einem Baum zurücklassen und schleppte sich mit dem Baby und den zwei und drei Jahre alten Kleinkindern weiter. Unterwegs sah sie mehr als 20 weitere Kinder tot oder bewusstlos am Wegesrand liegen. „Ich hätte nie gedacht, dass ich so etwas Entsetzliches erlebe”, sagt die Mutter. Ihr Marsch dauerte 37 Tage. Bauer Abdi Aden verlor seinen Sohn (8) auf der Flucht vor der Dürre. „Er versuchte zu weinen, bevor er starb, aber er konnte nicht. Er war so schwach. Er ist friedlich verhungert”, sagt der Vater. „Ich habe ihn eigenhändig in einer flachen Grube begraben, damit ihn nicht die Hyänen fressen.” Das UN-Flüchtlingshilfswerk schätzt, dass jedes zweite Kind auf der Flucht nach Kenia und Äthiopien stirbt.

Video: Horn von Afrika Somalia Hunger

[jwplayer player=“1″ mediaid=“39177″] Auch in den Flüchtlingslagern wartet der Tod. Dadaab in Kenia wurde ursprünglich für 90 000 Menschen eingerichtet, inzwischen sind es über 380 000. Tag für Tag werden es mehr. Es gibt bei Weitem nicht genug Zelte. Kinder, Mütter, Alte – sie alle sind bei Tag und Nacht ungeschützt der Hitze und den heißen, staubigen Winden ausgesetzt. Viele sind so ausgezehrt, dass sie am Ziel ihrer wochenlangen Reise sterben. Die Hungerkrise im Nordosten Afrikas ist – laut Ralf Südhoff vom Welternährungsprogramm (WFP) „die mit Abstand schlimmste Katastrophe weltweit”. Insgesamt leiden zehn Millionen Menschen in Somalia, Kenia, Äthiopien, Dschibuti und Uganda unter der Dürre. Für eine erste Linderung der Hungerkatastrophe sind nach Einschätzung des WFP rund 500 Millionen US-Dollar bis Ende des Jahres nötig.
Themen: humanitäre Hilfe Hungersnot Naturkatastrophe