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Julia (15) aus Berlin ist ein siamesischer Zwilling – und ein ganz besonders tapferes Mädchen

Meine Schwester fehlt mir jeden Tag

27.11.2006

In Berlin kann Julia, die ein siamesischer Zwilling war, endlich glücklich sein - in ihrer Heimat Polen war das unmöglich geworden.

Lange blonde Haare, ein süßes Lächeln. Wenn Julia K. (15) in ihrem Zimmer auf dem Bett sitzt und träumt, ist sie ein Teenager wie Millionen andere. Doch das junge Mädchen hat ein Schicksal wie es nur 1 zu 1 000 000 Mal auf der Welt vorkommt. Julia war ein siamesischer Zwilling – und überlebte. Die ersten 20 Lebensmonate ihres Lebens teilte sie sich den Körper mit ihrer Schwester Deborah. Sie starb nach der Trennung, Julia blieb allein zurück – und körperlich schwer behindert. Julia ist 125 Zentimeter klein. Sie hat nur ein Bein. „Roboter“, lachten sie die Kinder in Polen aus, wo sie bis Juli lebte. Weil sie so schief läuft mit der krummen Wirbelsäule und ihrer Prothese. Niemand spielte mit Julia, zuletzt bekam sie sogar Schulverbot. „Den Lehrern war der Umgang mit ihrer Behinderung zu kompliziert“, sagt ihre Mutter Iwona K. (37). Wenn sie das Grab ihrer kleinen Zwillingsschwester besuchte, wollte Julia am liebsten auch sterben. Ihre Mutter: „Sich einfach zu ihr legen – das war manchmal Julias größter Wunsch. ,Meine Schwester fehlt mir jeden Tag’ sagte sie dann.“ Erst seitdem sie in Berlin wohnt, ist Julia glücklicher. Auf der Carl-von-Linné-Körperbehindertenschule in Lichtenberg erlebt sie zum ersten Mal, dass sie nicht alleine mit ihrer Behinderung ist. Alles könnte gut sein. Doch Julia braucht dringend eine Operation. Weil die Wirbelsäule so krumm ist, zerdrückt Julia mit ihrem Oberkörper langsam ihre eigenen inneren Organe – eine lebensgefährliche Belastung für ihr Herz. Die anstehenden Eingriffe würden Zehntausende Euro kosten – aber Julias polnische Krankenversicherung zahlt nicht. Ihre Mutter Iwona, die alleine für Julia, ihren Bruder Kamil (17) und die Zwillinge Olivier und Oskar (3) sorgt: „Ich putze, betreue Kinder und habe einen Party-Service. Doch die Operation könnte ich nie zahlen.“ Die BILD-Hilfsorganisation „Ein Herz für Kinder“ hilft Julia.
Themen: Behandlung Operation