Sie nimmt zwei tiefe Atemzüge, dann pustet sie mit aller Kraft. 18 Kerzen verlöschen, die Familie klatscht und jubelt, und Malgosia lacht dieses Lachen, das uns schon damals verzaubert hat. Dieses Lachen, das zeigt: Ich schaffe alles, was ich will.
Video: Malgosia aus Polen
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Es gibt Geschichten, die machen Mut. Malgosias Leben ist so eine Geschichte: 2005 trafen wir sie in Koszalin (Polen), schrieben über das Mädchen, das aufgrund eines seltenen Gendefekts ohne Arme und Beine geboren wurde.
„Ein Herz für Kinder“ half: Bei einem Spezialisten in Freiburg wurden Malgosia moderne Beinprothesen angepasst. Die Orthopädie-Techniker fertigten einen Beckenkorb aus Karbon, brachten Beine mit künstlichen Gelenken an, schraubten darum ein Metallgestell. Malgosia saß auf der Werkbank und konnte die Anproben kaum erwarten. In ihrem Laufgestell ist Malgosia nun 1,37 Meter groß. Vorher maß sie 72 Zentimeter.
Tausende Spender unterstützten „Ein Herz für Kinder“, um dem polnischen Mädchen zu helfen. Nach den Prothesen bekam Malgosia einen Rollstuhl: Einen kleinen, roten Flitzer, vollautomatisch und mit Hebefunktion. Das Mädchen lenkt ihn mit dem Kinn. Mit diesem Rollstuhl fuhr sie in die Schule, allein, das erste Mal in ihrem Leben. „Eine Weltreise, ja, das war es“, sagt ihre Mutter Ania, „wenigstens kam es mir so vor.“
Nachdem sie sich an den Rollstuhl und ihre neuen Beine gewöhnt hatte, bekam sie zwei elektrische Armprothesen. Mit denen kann sie sich abfangen, falls sie fällt. Da die Prothesen sehr präzise über Nerven gesteuert werden, konnte Malgosia lernen, zu schreiben und zu malen.
Sieben Jahre später sind wir wieder bei ihr: Malgosia feiert ihren 18. Geburtstag. Das Mädchen von damals ist jetzt eine junge Frau, den Kopf voller Wünsche und Träume.
„Drei Jahre muss ich noch zur Schule gehen“, sagt Malgosia und steuert ihren Rollstuhl an den Wohnzimmertisch. Mit den Zähnen greift sie ein Glas Sekt, nippt, setzt es ab.
„Danach möchte ich eine Lehre machen, mit Computern arbeiten.“
Dass Malgosia sich diese Wünsche erfüllen kann, verdankt sie auch den BILD-Lesern. Kürzlich bekam sie einen neuen Rollstuhl, finanziert durch die Spenden an „Ein Herz für Kinder“. Der alte Rolli war zu klein geworden, Malgosia hat ihn dem Pfarrer ihrer Gemeinde geschenkt.
Und von noch etwas träumt Malgosia.
„Irgendwann möchte ich eine eigene Familie gründen“, sagt sie leise, Mama soll es nicht hören, es ist ihr Geheimnis. „Einen Mann und Kinder.“
Kürzlich fragte sie ihren Stiefvater: „Meinst du, ich finde mal jemanden, der mich nimmt, so wie ich bin?“
Der Stiefvater lächelte und streichelte ihr den Kopf. „Ganz bestimmt, Malgosia. Du schaffst doch alles, was du willst.“