Habiba, ein Opfer der Hungerkatastrophe, weiß, dass sie Glück hatte. Sie leben. Viele andere Flüchtlinge hatten nicht so viel Glück.
Habiba weiß, dass sie Glück hatte.
Die Füße ihrer vier Kinder sind wund, die Bäuche gebläht, der kleine Djibril (2) weint den ganzen Tag. Aber: Sie leben. Sie haben es nach Dadaab geschafft. Viele andere Flüchtlinge hatten nicht so viel Glück.
„Unterwegs trafen wir viele Frauen, die überfallen und vergewaltigt wurden. Und wir sahen Mütter, die ihre sterbenden Kinder in der Wüste zurücklassen mussten. Müttern von bereits verstorbenen Kindern blieb keine Zeit, die Leichen zu begraben – sonst hätten sie nur noch mehr Kinder verloren.“
Ein Kind aufgeben, damit die anderen durchkommen – immer wieder hören wir in Dadaab diese Geschichten. Auf der Flucht durch Somalia zählt das Gesetz des Stärkeren. „Man kann diesen Menschen keinen Vorwurf machen“, sagt uns ein Helfer fast entschuldigend.
„Es geht doch nur ums nackte Überleben.“
Vor zehn Tagen verließen Habiba und die Kinder ihr Heimatdorf Sako in Somalia, um nach Dadaab zu laufen. Habibas Mann wollte mitkommen, doch die islamistischen Al-Shabaab-Milizen hielten ihn fest: Er hatte Schulden für seinen kargen Acker noch nicht bezahlt.
Ob sie glaubt, dass sie ihren Mann bald wiedersieht?
Habiba zuckt mit den Schultern. Und schweigt.