In der Mitte der staubigen Lehmgasse fließt ein Rinnsal, es riecht nach Exkrementen und Schweiß. 45 Grad in Kabul, der Hauptstadt Afghanistans. Doch für Sakina (8) ist dieser Ort Heimat. Ihr Leben wurde mit einer OP in Deutschland gerettet, jetzt ist sie zurück bei ihrer Familie. BILD hat sie auf ihrem Weg nach Hause begleitet.
Im Oktober 2007 saß das todkranke Mädchen an Bord einer Boeing 737 von Kabul nach Hamburg, Mund und Nase bedeckt von einem Atemgerät. Der Verein „Kinder brauchen uns“ organisierte die Luftbrücke für 59 Kinder, die BILD-Hilfsorganisation „Ein Herz für Kinder“ ermöglichte sie. Sakina hatte einen schweren Herzfehler. Die afghanischen Ärzte waren machtlos. In ihrer Heimat wäre sie gestorben. In Deutschland wurde sie operiert. Jetzt ist sie wieder ganz gesund
Abschiedstränen in Hamburg. Gastmutter Astrid Lapp (45) schließt das zierliche Mädchen noch einmal fest in die Arme. Nachdem die Kleine letztes Jahr in einer fünfstündigen OP im Klinikum Freiburg gerettet wurde, pflegte die Gastmutter sie gesund. „In Deutschland alle lachen. In Afghanistan niemand lacht.“ Dieser Satz ist Sakinas deutschen Gasteltern in Erinnerung geblieben. „In Afghanistan leben die Menschen mit Armut und Tod, das hat Sakina auf ihre Art zusammengefasst“, sagt Astrid Lapp (45). Sie wird ihren kleinen Engel vermissen. Freudentränen in Kabul. Sakina wird mit Plastikblumen und buntem Konfetti überhäuft. Ausdruck des Glücks in Afghanistan. Sakina ist zu Hause, am nördlichen Rand Kabuls.
Die ganze 21-köpfige Familie umringt das Mädchen in dem kleinen Lehmhaus. Kahle Wände, der Boden mit Teppichen und Kissen ausgelegt, ansonsten sind die beiden Räume leer. Alle Familienmitglieder schlafen dort. Mutter Mouri (38) arbeitet als Schreibkraft im Regierungsviertel. Mit umgerechnet 50 Euro im Monat versorgt sie die Familie. Sakina schmiegt sich an sie. „Zu Hause schön“, sagt sie auf Deutsch.
Dann öffnet sie stolz ihren kleinen rosafarbenen Rucksack. Geschenke für alle: ein pinkfarbenes Täschchen für Mama, für die Schwester den pinkfarbenen Lippenstift. Sie strahlt, freut sich auf die bekannte und doch wieder neue Welt. Bald wird sie zur Schule gehen, Vater Mohammad (60) hat es erlaubt. Ein gesundes Kind in Kabul, voller Hoffungen und Träume auf eine bessere Welt.