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SENTA BERGER bei den Frühchen von Eritrea

Warum dieses Baby ein kleines Wunder ist

23.03.2013

Das Menschlein im Bett am Fenster gähnt. Es wiegt nur 1400 Gramm, ist acht Wochen zu früh geboren. Die Sonne kitzelt sein Gesicht.

Das Menschlein im Bett am Fenster gähnt. Es wiegt nur 1400 Gramm, ist acht Wochen zu früh geboren. Die warme Wintersonne Afrikas kitzelt sein Gesicht. 20 Tage ist der Junge alt, einen Namen hat er nicht.

„In Eritrea warten die Eltern damit“, sagt Schwester Silke (39). „Dann ist die Trauer nicht so groß.“ Gemeint ist die Trauer, wenn das Kind nicht überlebt. Der Zwillingsbruder des Kleinen ist vor ein paar Tagen gestorben.

Video: Kindersterblichkeit in Eritrea

[jwplayer player=“1″ mediaid=“39243″] Neben Schwester Silke steht eine ältere Dame, das Haar feuerrot, sie lächelt sanft. „Ich finde großartig, was Sie hier tun“, sagt Senta Berger (71), „dass Sie Ihre freie Zeit opfern, um Leben zu retten.“

[pageblock type=“gallery“][/pageblock] 2011 war die Schauspielerin in der TV-Gala von „Ein Herz für Kinder“ Patin für ein Projekt gewesen, in dem sich deutsche Mediziner um kranke Kinder in Eritrea kümmern. Neugierig geworden, machte sich Senta Berger nun selbst auf die beschwerliche Reise in das bitterarme, isolierte Land im Osten Afrikas, um diese Kinder zu besuchen. BILD hat sie begleitet.

Am Morgen ist wieder ein Kind gestorben, es war das siebte in fünf Tagen. Den deutschen Ärzten geht das nahe. In Deutschland hätten sie das Frühchen durchgebracht. „So viele verlieren wir daheim im ganzen Jahr nicht“, sagt Dr. Wilfried Göbe (60) aus Gelsenkirchen.

Dabei können die Mediziner stolz sein auf sich: Vor 15 Jahren überlebte in Eritrea nur jedes zehnte Frühchen. Seit sich die Freiwilligen der Hilfsorganisation „Archemed“, die von „Ein Herz für Kinder“ unterstützt wird, in Eritrea engagieren, kommen acht von zehn Frühchen durch.

Die Deutschen, das sind Kinderärzte und Chirurgen, Krankenschwestern und Anästhesisten, aber auch Schreiner, Elektriker und Maurer. Sie opfern ihren Urlaub, reisen nach Eritrea und helfen, wo sie können. Und sie helfen den Eritreern, sich selbst zu helfen, bilden Kinderärzte und Krankenschwestern aus. „Über so wundervolles ziviles Engagement wird in Deutschland viel zu wenig geredet“, sagt Senta Berger, als sie das Krankenhaus am Abend sichtlich bewegt verlässt.

Der Morgen danach, auf der Frühchenstation. Alle Kinder haben die Nacht überlebt. Und noch eine gute Nachricht: Das Baby im Bett am Fenster hat jetzt einen Namen: Es heißt Markus, benannt nach einem deutschen Handwerker, der die Klinik renoviert.
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