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Saddam hat ihnen die Eltern genommen

BILD bei den Waisenkindern von Bagdad

30.12.2003

Die Stadt ist laut und schmutzig. Im Zentrum der Stadt liegt das „Waisenhaus Nr. 28“, ein schäbiger Flachbau, Zu-hause für 16 Kids.

Die Stadt ist laut und schmutzig. Überall dröhnen Generatoren, ständig fällt der Strom aus. Im Zentrum der Stadt liegt das „Waisenhaus Nr. 28“, ein schäbiger Flachbau, Zuhause für 16 kleine Kinder, die ganz allein sind in diesem geschundenen Land. Ohne Mutter und ohne Vater – die Waisenkinder von Bagdad.

Wer sind diese Fremden? Haben sie Nachricht von meiner Mama? Holen sie mich hier raus? Mit großen braunen Augen gucken die Kinder uns, die BILD-Reporter, an. Sie wissen nicht, wo Deutschland ist, aber sie begreifen, dass wir ihnen helfen wollen, sind dankbar für ein Lächeln. Hungrig beißen sie in das Obst, das wir ihnen bringen. Abwechslung zum kargen täglichen Einheitsgericht: Reis und Bohnensuppe.

16 Kinder zwischen ein und sechs Jahren, 16 Tragödien.

Rehab (knapp 3) streckt uns ihre kleine Hand entgegen. Von ihren Eltern weiß man nur, dass das Saddam-Regime sie ins Gefängnis bringen ließ. Dort wurde Rehab geboren, kam sofort ins Heim. Ein paar Tage später hieß es, Vater und Mutter seien erhängt in ihren Zellen gefunden worden.

Auch Hassan (17 Monate) wurde im Gefängnis geboren, keiner weiß, was aus seiner Mutter geworden ist. Seit seiner Geburt hat niemand nach dem Kleinen gefragt. Sechs der Kinder wurden einfach vor der Tür des Waisenhauses abgelegt. Amal (3) fand die Polizei als Neugeborenen in einer Grünanlage der Stadt.

Khadja (2) ist erst seit gestern da. Ängstlich klammert sie sich ans Bein der Kinderschwester. Ihr Vater ist gestorben und die Mutter vor Kummer über seinen Tod verrückt geworden.

Hassan und Amal balgen sich um eine leere Limonadendose – das einzige Spielzeug in dem gähnend leeren, aber blitzsauberen Aufenthaltsraum. Sabrin (41/2) spielt nicht mit, das stille Mädchen sitzt auf einem kleinen, kaputten Plastikstuhl, schaut teilnahmslos zu. Seit einem Jahr ist sie im Waisenhaus Nr. 28. Die Mutter gab sie hier ab, als der Vater ins Gefängnis kam. Seitdem ist sie verschwunden. „Kommt ihr denn wieder?“, fragt sie leise. Ja, Sabrin, wir kommen wieder. Wir lassen euch nicht allein.

Das Waisenhaus Nr. 28 in Bagdad ist eines der Projekte im Irak, das die große BILD-Hilfsorganisation „Ein Herz für Kinder“ unterstützen wird. Die Kinder können heute nur mangelhaft ernährt und betreut werden. Es fehlt ihnen an allem, was bei uns selbstverständlich ist: Nahrung, Kleidung, Spielzeug, Betten, Tische, Stühle, Bücher.

Themen: Kinderschutz Krieg