„Wir müssen diesen Kindern helfen!“

Meine Schuhe wirbeln bei jedem Schritt Staub in die Luft, die Sonne brennt. Dreck, Schmutz, Ungeziefer. Kutupalong liegt im Südosten von Bangladesch, an der Grenze zu Myanmar. Hier leben rund eine Million Menschen. Die Ausmaße dieses Ortes werden mir erst bewusst, als ich es selbst sehe: Hütten, Zelte und Plastikplanen so weit das Auge reicht. Der Monsun hat seine Spuren hinterlassen. Bis vor wenigen Tagen stand hier alles unter Wasser. Es gibt keine Kanalisation, keine Abflüsse.

Wir sind im größten Flüchtlingslager der Welt. In Wahrheit müsste es Vertriebenenlager heißen. Die Rohingya sind aus dem überwiegend buddhistischen Myanmar vertrieben worden. Jetzt leben sie hier, eingesperrt in einem Camp, ohne Staatsangehörigkeit und ohne Anerkennung, ohne Würde. Sie sind kein Volk, haben keinen Pass, kaum etwas zu essen und zu trinken.

Kutupalong
Foto: picture alliance/AP Photo
Kutupalong: kein Strom, keine Kanalisation, nur Hütten aus Bambus und Plastikplanen so weit das Auge reicht  Foto: picture alliance/AP Photo 

Sie haben keine Perspektive und auch keine Hoffnung. Das Lager der Rohingya muss provisorisch bleiben, weil die Regierung von Bangladesch keine festen Bauwerke erlaubt. Man hofft, dass die Rohingya bald wieder verschwinden. Aber wohin?

Jeder zweite Bewohner in diesem Vertriebenencamp ist ein Kind, das Schreckliches hinter sich hat. Allein 6000 von ihnen haben ihre Eltern verloren, sind Vollwaisen.

So wie die 7-jährige Asna. Ihr Vater wurde in Myanmar von Polizisten verschleppt und getötet, ihre Mutter auf der Flucht erschossen – Asna hat sie sterben sehen. Jetzt kümmern sich ihre Schwester (15) und ihr Bruder (9) um sie.

Als ich Asna treffe, strahlt mich ihr kleines Gesicht an. Ich frage mich, wie dieses Mädchen nach all dem Erlebten noch lachen kann. Mit der Hilfe des Übersetzers frage ich sie, was sie später einmal werden möchte. Die Antwort kommt sofort: „Lehrerin.“

Dieses Kind hat das Schlimmste erlebt, was man sich vorstellen kann, aber zeigt so viel Mut, Kraft und den felsenfesten Glauben an eine gute Zukunft. Das ist bewundernswert. Kinder wie Asna haben unsere Hilfe verdient.

Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) ist vor Ort und versucht, das Leben ein bisschen lebenswerter zu machen. Es versorgt die Menschen mit Hilfsgütern, baut Hütten, installiert Brunnen für sauberes Trinkwasser und betreibt ein mobiles Krankenhaus.

Johannes B. Kerner mit DRK-Krankenschwester und der kleinen Nila
Vor Ort kümmert sich DRK-Krankenschwester Saara Lekander (28) um die kleine Nila (9)  Foto: Carsten Lippe/Talpa

„Ein Herz für Kinder“ unterstützt die Arbeit des DRK. Ich finde, wir sollten alle helfen. Für nur 8 Cent am Tag kann ein Kind mit Waschmittel, Zahncreme und Seife versorgt werden. 90 Euro kostet der Bau einer Hütte.

Als ich mich von Asna (7) verabschiede, stehen Hunderte Kinder auf den umliegenden Hügeln und zügeln gekonnt ihre selbst gebastelten Drachen.

Weit oben schweben sie im Himmel. In Bangladesch gilt der Drachen als Zeichnung der Hoffnung auf eine neue, bessere Welt.

BILD hilft e.V. „Ein Herz für Kinder“

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