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Krebsforschung

Eine Studie schenkt Feli (6) neue Hoffnung

20.01.2016

Feli streicht sich über die Narbe am Hinterkopf und sagt diesen Satz, der voller Hoffnung ist: „Mein Krebs ist noch da. Aber bald geht er weg.

Feli (6) streicht sich über die Narbe an ihrem kahlen Hinterkopf und sagt diesen Satz, der voller Hoffnung ist: „Mein Krebs ist noch da. Aber bald geht er weg.“ Eigentlich ist der Tumor in ihrem Hirn nicht noch, sondern wieder da. Aber das sagt Mama Maren ihr nicht. Sie hat Sorge, Feli könne denken, der Krebs käme dann immer wieder. Das ist auch Marens eigene, größte Angst.

VIDEO: Krankenbesuch bei Feli

[jwplayer mediaid=“41729″] Jedes Jahr erkranken in Deutschland etwa 2000 Kinder an Krebs. Die meisten werden gerettet, aber bei rund 20 Prozent kehrt die Krankheit zurück – und dann sind die Mediziner meist machtlos. Hier setzt eine neue Studie des Deutschen Krebsforschungszentrums an. Leiter der Studie ist Prof. Stefan Pfister (41): „Unser Ziel ist es, Kindern wie Feli eine Perspektive zu geben.“
Feli mit Mama Maren (35), Papa Sebastian (35) und ihrer kleinen Schwester Louisa (5) (Foto: Peter Müller)
Feli mit Mama Maren (35), Papa Sebastian (35) und ihrer kleinen Schwester Louisa (5) (Foto: Peter Müller)
Feli war drei Jahre alt, als sie die Diagnose Gehirntumor erhielt. Sie kämpfte sich mit ihren Eltern durch die OP und zehnmonatige Chemo – doch nur vier Monate später war der Tumor wieder da. Die Ärzte versuchten es mit erneuter Chemo und Bestrahlung. Im Mai aber war klar: Der Krebs ist abermals zurück. Die Hoffnung der Familie ist die Forschung: Krebs wird durch Veränderungen in den Genen zum Wachstum angeregt. Findet man diese Veränderungen, kann man das Wachstum gezielter aufhalten. „Ein Herz für Kinder“ unterstützt diese wichtige Inform-Studie des Krebsforschungszentrums. Denn die Kassen zahlen meistens weder die Genuntersuchung (ca. 5000 Euro) noch die sich daraus eventuell ergebenden Therapien (bis zu 10 000 Euro pro Monat und Kind). Feli bekam von August bis November zwei Hochdosis-Chemo-Therapien. Danach wurden ihr eigene Stammzellen transplantiert, um ihre am Boden liegende Abwehr neu aufzubauen.
2014 bei der „Ein Herz für Kinder“-Gala: Johannes B. Kerner mit Felis Mutter Maren, Prof. Stefan Pfister und Schauspielerin Anja Kling. Im Hintergrund ein Bild von Feli, die nicht dabei sein konnte  (Foto: Getty Images)
2014 bei der „Ein Herz für Kinder“-Gala: Johannes B. Kerner mit Felis Mutter Maren, Prof. Stefan Pfister und Schauspielerin Anja Kling. Im Hintergrund ein Bild von Feli, die nicht dabei sein konnte (Foto: Getty Images)
„Ich mag nicht mehr auf die 9“, sagt Feli leise. Sie meint Station 9 – die Transplant-Einheit, auf der sie vier Wochen lang ihr Zimmer nicht verlassen durfte. „Ich habe ihr einen Adventskalender geschenkt, obwohl wir erst Oktober hatten“, sagt Mama Maren. Beim letzten Türchen durfte Feli nach Hause. Sie hat fast die Hälfte ihres Lebens im Krankenhaus verbracht. Auch ihre Einschulung. An dem Tag durfte sie für ein paar Stunden von Station 9 auf Station 4, wo auch zwei weitere krebskranke Kinder Einschulung feierten. Feli aß Kuchen und war glücklich. Zweimal die Woche kommt eine Lehrerin zu ihr nach Hause und übt Zahlen und Buchstaben mit ihr. Damit Feli etwas hat, das vorangeht. Wann sie richtig in die Schule gehen kann, ist nicht klar. Im Moment ist jeder kleinste Infekt für sie gefährlich. Deswegen ist der Kontakt mit vielen anderen Kindern schwierig. Die gute Nachricht ist, dass Felis Therapie erst einmal abgeschlossen ist. Gerade warten ihre Eltern auf die Ergebnisse der Kontroll-Untersuchungen. Das letzte Zwischenergebnis hat Hoffnung gemacht. Es waren keine Krebszellen zu sehen. Kommt ein Tumor wie der in Felis Kopf zurück, liegt die Überlebenschance bei unter 10 Prozent. Durch die gezielteren Therapien ist Felis Chance gestiegen, aber eine Prognose wagt niemand. „Die würde uns auch nicht helfen“, sagt Papa Sebastian. „Was hätten wir von einer höheren Prozentzahl? Jeder Fall ist anders, keiner weiß, was passieren wird.“ Dass jeder Fall anders ist, sagt sich auch Felis Mutter, wenn Kinder auf der Station ihrem Krebs erliegen. „Das nimmt einen natürlich sehr mit. Aber man muss irgendwie weitermachen. Was bleibt einem sonst?“
Themen: Behandlung Gesundheit Krebs Medizin Operation